Transnistrien meldet Beschuss
Angriffskrieg in Moldau?
(27.04.2022) Weitet sich der Angriffskrieg Russlands jetzt auch auf Moldau aus? In der prorussischen Separatistenregion Transnistrien ist am Mittwoch ein Dorf nahe der Grenze zur Ukraine beschossen worden. Dort befindet sich ein großes russisches Munitionslager. In der Nacht seien mehrere Drohnen von der Ukraine aus über das Dorf Kolbasna geflogen, teilte das transnistrische Innenministerium mit. In der Früh sei Kolbasna dann von der Ukraine aus beschossen worden. Tote oder Verletzte gab es demnach aber nicht.
Kolbasna, auf Rumänisch Cobasna genannt, liegt etwa zwei Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. In dem Dorf lagern rund 20.000 Tonnen Munition aus Sowjetzeiten. Das Lager wird von russischen Truppen bewacht. Nach Angaben des Innenministeriums gilt es als das größte Munitionsdepot in Europa.
Russische Streitkräfte haben zudem bereits am Dienstag eine strategisch wichtige Eisenbahn- und Straßen-Brücke westlich von Odessa schwer beschädigt. Am Mittwochmorgen kam es laut Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform erneut zu einem Beschuss der sogenannten Satoka-Brücke an der Mündung des Dnister in das Schwarze Meer. Der westliche Teil der Region Odessa ist angesichts der Beschädigung derzeit nur noch über moldawisches Straßengebiet am Landweg zu erreichen.
Bahnstrecke unterbrochen
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist, dass die Eisenbahnverbindung zwischen Odessa und den ukrainischen Donauhäfen Ismajil, Reni und Kilija nun unterbrochen ist. "Der Angriff auf die Eisenbahnbrücke hat nicht nur mit militärischen Fragen zu tun. Das ist auch ein weiterer Schlag für unseren Export", kommentierte der ukrainische Ex-Abgeordnete am Mittwoch auf Facebook.
Russland kurz vor Einmarsch?
Am Montag und Dienstag hatten die Behörden in Transnistrien bereits eine Reihe von Explosionen gemeldet. Attackiert wurden demnach das Ministerium für Staatssicherheit in der Regionalhauptstadt Tiraspol, eine Armee-Einheit und ein russischer Funkturm. Die Explosionen befeuerten in Moldau die Furcht vor einem Überschwappen des Ukraine-Krieges auf das Nachbarland. Präsidentin Maia Sandu rief die Bevölkerung am Dienstag zur Ruhe auf.
Angriff befürchtet
"Es droht die Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf Moldawien", warnte am Mittwoch die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic. "Wir sehen Kriegspropaganda wie vor dem Angriff auf die Ukraine. Es wird von einer vermeintlichen Bedrohung für die russischsprachige Bevölkerung gesprochen. Dann wird Unruhe geschürt und der Einsatz militärischer Gewalt angedroht." Nun brauche es klare Signale der Unterstützung und volle Solidarität mit der Republik Moldau.
(fd/apa)