Twitter: Musk droht Werbekunden

Wer aufhört, wird bloßgestellt

(05.11.2022) Tech-Milliardär Elon Musk hat gedroht, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr bei Twitter schalten, öffentlich bloßzustellen. Der neue Twitter-Besitzer reagierte mit seinem Tweet in der Nacht auf Samstag auf den Vorschlag eines rechten Lobbyisten, er solle die Werbekunden benennen, "damit wir sie mit einem Gegenboykott belegen können". Musk schrieb in seiner Antwort: "Danke. Ein thermonukleares Benennen und Schämen ist exakt das, was passieren wird, wenn das nicht aufhört."

In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Volkswagen-Gruppe, der Pharmakonzern Pfizer und der Lebensmittelriese Mondelez angekündigt, Werbung bei Twitter aussetzen zu wollen. Dass Firmen sich darüber sorgen, dass ihre Anzeigen neben negativen Inhalten auftauchen könnten, ist kein neues Phänomen. Auch etwa Googles Videotochter YouTube hatte bereits damit zu kämpfen.

Musk hatte solche Sorgen selbst mit häufiger Kritik ausgelöst, Twitter habe zu sehr die Redefreiheit eingeschränkt. Vergangene Woche versuchte er dann, Werbekunden mit einem offenen Brief zu beruhigen: Twitter werde kein Ort sein, an dem man sich ohne Konsequenzen alles erlauben könne. Auch jetzt betont er, dass sich an den Inhalte-Regeln der Plattform bisher nichts verändert habe. Einige Werbekunden halten sich trotzdem zurück.

Musk beklagte sich am Freitag über einen "massiven Umsatzeinbruch" und machte dafür "Aktivistengruppen" verantwortlich, die Druck auf die Unternehmen ausübten. Diese nicht näher umschriebenen Aktivisten versuchten, "die Redefreiheit in Amerika zu zerstören".

Musk hatte vergangene Woche den Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar abgeschlossen und hat dafür unter anderem Schulden aufgenommen, die bedient werden müssen. Die Werbeeinnahmen bringen fast den gesamten Umsatz von Twitter ein und ihr Rückgang ist damit besonders schmerzhaft.

Am Freitag hat bei Twitter der Stellenabbau nach der Übernahme durch Musk begonnen. Entlassene Mitarbeiter erhielten wie angekündigt E-Mails mit der Nachricht, dass es ihr letzter Arbeitstag bei dem Unternehmen sei, meldete der Finanzdienst Bloomberg. Bei Twitter mehrten sich Tweets bisheriger Beschäftigter, die von ihrer Kündigung berichteten. Das Ausmaß des Stellenabbaus blieb zunächst unklar. Laut Medienberichten aus den vergangenen Tagen könnte mit rund 3.700 Jobs etwa jeder zweite Arbeitsplatz bei Twitter betroffen sein. US-Präsident Joe Biden sagte am Freitag, dass Musk mit Twitter eine Social-Media-Plattform gekauft habe, die Lügen in die Welt setze.

(APA/CD)

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