Ukraine unter Beschuss
Verstärkte russische Angriffe
(30.08.2023) Bei russischen Angriffen in der Ukraine sind mindestens sechs Zivilisten getötet und mehr als 15 weitere verletzt worden. Nach Angaben der ukrainischen Behörden vom Mittwoch setzte das russische Militär dabei Marschflugkörper, Drohnen und Artillerie ein. Betroffen waren mehrere Regionen im ganzen Land. Alleine in der Hauptstadt Kiew und der umliegenden Region wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt.
Opfer gab es auch in den ukrainisch kontrollierten Gebieten der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes. Der Staatsanwaltschaft zufolge starben im Dorf Bahatyr rund 60 Kilometer westlich der von Moskau besetzten Industriestadt Donezk zwei Nachtwächter eines Agrarbetriebs nach einem Raketeneinschlag. In der nahen Ortschaft Kurachowe wurden laut lokalen Behörden ein Mensch getötet und acht weitere Personen verletzt, nachdem ihre Wohnhäuser unter russischen Beschuss geraten waren. Im Dorf Swarkowe im Nordosten des Landes starb nach Behördenangaben in der Nacht auf Mittwoch eine 82-jährige Frau als ihr Haus von russischer Artillerie getroffen wurde.
Die Raketenangriffe auf Kiew waren die heftigsten seit Monaten. In mindestens zwei Stadtbezirken fielen Raketentrümmer auf Gebäude, wie Bürgermeister Vitali Klitschko Mittwochfrüh bei Telegram mitteilte. "Kiew hat seit dem Frühjahr keinen so starken Angriff mehr erlebt", erklärte der Chef der Militärverwaltung der Dreimillionenstadt, Serhij Popko. "Der Feind hat einen massiven, kombinierten Angriff mit Drohnen und Raketen gestartet." Zwei Menschen seien verletzt worden. Zudem brachen mehrere Feuer aus, darunter in einem Verwaltungsgebäude und in einem Gewerbebetrieb.
Der Welle von Marschflugkörpern aus dem Bereich des Kaspischen Meeres war ein Angriff mit Drohnen aus dem Norden vorausgegangen. Im ganzen Land war Luftalarm ausgelöst worden. Berichte über anfliegende Raketen gab es auch für das südukrainische Gebiet Odessa. Die Luftabwehr habe in der Nacht alle 28 russische Raketen und 15 von 16 auf die Ukraine abgefeuerten Drohnen abgeschossen, erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj. Laut Popko wurden allein über Kiew "20 feindliche Ziele zerstört".
Nach Angaben aus Moskau zerstörten in der Nacht auf Mittwoch russische Truppen vier ukrainische Militärschiffe im Schwarzen Meer. Ein Flugzeug "zerstörte gegen Mitternacht Moskauer Zeit (23.00 MESZ) vier Hochgeschwindigkeitsmilitärschiffe" mit "bis zu 50 Soldaten" einer Spezialeinheit an Bord, erklärte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram. Am Mittwoch vermeldete die russische Armee die Zerstötung von zwei weiteren Schnellbooten im Schwarzen Meer. Das sechste soll sich im Raum der Schlangeninsel befunden haben.
Die EU-Verteidigungsminister berieten indes im spanischen Toledo über die militärische Unterstützung des Beitrittskandidatenlandes Ukraine im Verteidigungskampf. Der estnische Ressortchef Hanno Pevkur monierte, dass das Programm zur Lieferung von einer Million Artilleriegeschoßen nur langsam vorankomme. Es gebe erst Zusagen für etwa 226.000 Geschosse, sagte er. Die Ukraine verbrauche derzeit 6.000 Geschosse pro Tag, Russland an Spitzentagen 60.000 bis 70.000. Pevkur sagte, dass neben der Erhöhung der Produktionskapazitäten auch die Aufbereitung alter Munition oder der Einkauf in Drittstaaten in Erwägung gezogen werden solle.
(fd/apa)