Wien: 2-fache Mutter erschlagen

Täter mit Persönlichkeitsstörung

(09.11.2023) Grässliche Tat wird jetzt verhandelt. Ab kommenden Montag muss sich ein 50-jähriger Mann wegen zweifachen Mordes vor dem Wiener Straflandesgericht verantworten, nachdem er im Jänner einen Apotheker und eine junge Mutter brutal getötet haben soll. Der unterstandslose Pole gilt laut einem psychiatrischen Gutachten als zurechnungsfähig, er soll aber infolge einer schweren Persönlichkeitsstörung hochgefährlich sein. Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt.

Die Tat

Dem 50-Jährigen wird angelastet, in der Nacht auf den 1. Jänner 2023 in der Donaustadt den 74-jährigen Apotheker erschlagen und in der Nacht auf den 8. Jänner die 31-jährige zweifache Mutter in Floridsdorf erschlagen und erstochen zu haben. Der Angeklagte behauptet bis zuletzt, er habe mit den beiden Fällen nichts zu tun. Er sei gar nicht der Mann, den die Staatsanwaltschaft angeklagt habe, sondern heiße ganz anders. Der Angeklagte wird durch an den Tatorten sichergestellte DNA-Spuren sowie Blut der Opfer auf seiner Kleidung allerdings schwer belastet. Die beiden Getöteten dürften aus reinem Zufall Opfer des mutmaßlichen Gewaltverbrechers geworden sein.

"Wirre Angaben"

Auf Basis der Feststellungen des psychiatrischen Sachverständigen hat die Anklagebehörde für den Fall einer Verurteilung gemäß Paragraf 21 Absatz 2 Strafgesetzbuch (StGB) zusätzlich die Unterbringung des 50-Jährigen in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt. Seine Verteidigerin Astrid Wagner betonte gegenüber der APA, dass auch die Unterbringung aufgrund seiner Zurechnungsunfähigkeit nach Paragraf 21/1 StGB in Betracht zu ziehen sei. Der Mann habe der Anwältin gegenüber "wirre Angaben" gemacht. Im Falle einer anklagekonformen Verurteilung drohen dem Polen zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft sowie der Maßnahmenvollzug. Laut Diagnose soll er an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung und chronischem Alkoholismus leiden. Der Mann trinkt seit seinem 13. Lebensjahr Alkohol, wobei es im Lauf der Zeit laut Gutachten scheinbar zu entsprechenden Schädigungen und Abbauerscheinungen gekommen ist.

Attacke äußerst brutal

Der Beschuldigte, der während der warmen Monate in einem Zelt auf der Donauinsel gelebt hatte, dürfte in der kalten Jahreszeit auf gut Glück regelmäßig versucht haben, in nicht abgesperrte Häuser in Wiener Bezirke oberhalb der Donau einzudringen, um an Lebensmittel und einen Schlafplatz zu gelangen. Dazu lehnte er sich fest an die Türen, gingen diese auf, drang der Mann ein. Für die brutalen Attacken auf den Apotheker und die junge Frau, deren Heftigkeit selbst erfahrene Kriminalisten erschütterte, gab es insofern keinen Grund, als den Ermittlungsergebnissen zufolge aus Sicht des Täters gar keine Notwendigkeit bestanden hätte, auf diese loszugehen. Er dürfte in beiden Fällen die weit unterlegenen Opfer überrascht und gleich angegriffen haben.

Todesursachen

Die Leiche des Mannes wies massive Kopfverletzungen sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper auf. Der 74-Jährige war an den Beinen gefesselt worden. Der Angeklagte dürfte sich nach der Tat mehrere Stunden im Haus des Apothekers aufgehalten und verköstigt haben. Er duschte dort sogar und kleidete sich neu ein. Als er ging, nahm er die Geldbörse und die Schuhe des Opfers mit. Auch bei der zweiten Bluttat fiel auf, dass die Schuhe der getöteten Frau fehlten, die infolge massiver stumpfer Gewalt gegen den Kopf und mehrerer Messerstiche ums Leben gekommen war. Auch in diesem Fall soll der Angeklagte im Haus geblieben und reichlich Alkohol konsumiert haben. Der Ehemann der 31-Jährigen entdeckte seine tote Frau, als er am Nachmittag nach der Tat von einem Skiurlaub zurückkehrte.

Rückkehr an Tatort

Obwohl bereits die Polizei am Tatort war, kehrte der Verdächtige abends nach Abschluss der Spurensicherung erneut zum Tatort zurück. Um 21.45 Uhr klopfte er sogar an das Haus, wobei er von Journalisten, die über den Fall berichteten, bemerkt wurde. Die Reporter riefen umgehend die Polizei. Eine Stunde später drang der 50-Jährige sogar durch ein Kellerfenster in das Haus ein, wobei er da von Beamten erwischt und festgenommen wurde.

Virtuelle Spurensicherung

Bei dem Mordprozess in der kommenden Woche haben die Geschworenen erstmals die Möglichkeit, sich ganz neue, bisher nicht mögliche Einblicke in die Tatort-Arbeit der Kriminalisten zu verschaffen. Mit einer Drohne wurden Tatort und Auffindungssituation festgehalten und ein 3D-Film erstellt. Mit einer Virtual-Reality-Brille - dem Vernehmen nach werden mehrere Exemplare für die Hauptverhandlung zur Verfügung gestellt - können sich nun die Geschworenen auf die Vorstellung einlassen, sie wären unmittelbar bei der Spurensicherung dabei gewesen. Es werden zudem sechs Gutachter und 16 Zeugen bei der Verhandlung zu Wort kommen. Ein Urteil ist am zweiten Verhandlungstag am Dienstag geplant.

(fd/apa)

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