Wien: Mordanklage

Leiche in Koffer

(17.07.2025) Im Fall des getöteten Mannes, dessen Leiche am 28. Februar 2025 in einem Koffer auf der Quellenstraße in Wien-Favoriten gefunden worden ist, hat die Staatsanwaltschaft Wien beim Landesgericht eine Mordanklage eingebracht. Einem 28-jährigen österreichischen Staatsbürger ägyptischer Abstammung wird vorgeworfen, das 59-jährige Opfer in eine eigens angemietete Wohnung gelockt, dort überwältigt und erdrosselt zu haben.

Motiv: Schulden

Der Anklageschrift zufolge, die der APA vorliegt, waren Schulden in Höhe von insgesamt 15.000 Euro das für die Tötung ausschlaggebende Motiv. Der Angeklagte und das Opfer haben sich im Februar 2023 in einem Hotel in Döbling kennengelernt, wo der 28-Jährige als Rezeptionist gearbeitet hat und der 59-Jährige als Dauergast eingemietet war. Die beiden haben sich angefreundet. Im Juli 2024 hat sich der 28-Jährige aufgrund seiner finanziellen Notlage Hilfe suchend an den 59-Jährigen gewandt, der ihm zunächst 10.000 Euro geborgt hat. Eine Rückzahlung war bis Jahresende vereinbart. In weiterer Folge kam es zu zwei weiteren Geldübergaben, wobei der Rezeptionist dem 59-Jährigen vorgemacht hat, er benötige das Geld zum Bezahlen eines Detektivs bzw. zur Abwendung eines Exekutionsverfahrens.

Opfer soll auf Schuldschein bestanden haben

Die Rückzahlung war dem 28-Jährigen laut Anklage jedoch nicht möglich, da er auch anderweitig offene Verbindlichkeiten gehabt hat. Ende November hat der 59-Jährige dann auf der Ausstellung eines Schuldscheins bestanden, nachdem er vom 28-Jährigen immer wieder vertröstet wurde, als er das Geld zur Sprache gebracht hat. Die offenen 15.000 Euro sollten schriftlich festgehalten werden, der 28-Jährige sich mit seiner Unterschrift zur Rückzahlung verpflichten.

Laut Anklage mit Kabelbinder erdrosselt

Weil ihm das nicht möglich war, sah sich der Angeklagte "gezwungen, das Problem anderweitig zu lösen", heißt es in der Anklageschrift. Er hat kurzzeitig eine Wohnung in der Humboldtgasse angemietet, hat sich in einem Baumarkt Abfallsäcke, Kabelbinder und graues Gewebeband besorgt und den 59-Jährigen am 26. Februar unter der Vorgabe eines amikalen Treffens in die Wohnung gelockt. Dort angelangt, soll er den Mann überwältigt, ihm eine Schlafmaske über die Augen gezogen, mit einem Geschirrtuch und einem Panzertape geknebelt und mit einem Kabelbinder erdrosselt haben.

Die Leiche war dann zwei Tage in der Wohnung, weil der 28-Jährige laut Anklage unschlüssig war, wie er diese loswerden sollte. Am 28. Februar endete das Mietverhältnis für das Appartement, so dass sich der 28-Jährige schließlich einen Hartschalenkoffer besorgt hat. Bei der Rückkehr aus dem Geschäft, in dem er diesen erstanden hat, hat er vor der Wohnung einen Mann getroffen, der im Auftrag des Vermieters die Bleibe säubern und für die nächsten Gäste bezugsfertig hätte machen sollen. Um zu verhindern, dass die Reinigungskraft den Toten entdeckt, "ging der Angeklagte in die Wohnung, wo er schließlich die Leiche mit gebeugten Hüft- und Kniegelenken kopfüber in den Hartschalenkoffer packte, nachdem er den Körper zuvor teilweise mit schwarzen Müllsäcken bedeckt hatte", wie in der Anklageschrift ausgeführt wird.

Koffer mit Leiche abgestellt

Den Koffer soll der 28-Jährige dann bei Müllcontainern in der Quellenstraße abgestellt haben, wo kurz vor 15.00 Uhr ein mit Entrümpelungsarbeiten beschäftigter Mann das Behältnis bemerkte. "Da der Reißverschluss oben etwa 20 Zentimeter geöffnet war, bemerkte er bei genauerer Betrachtung im Inneren des Koffers einen menschlichen Fuß, woraufhin er sich an seinen Chef wandte, der die Polizei verständigte", schildert die zuständige Staatsanwältin in ihrer Anklageschrift.

Im Zuge der Erhebungen des Landeskriminalamts konnte der 28-Jährige als dringend Tatverdächtiger ausgeforscht und am 7. März festgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt hat er vom Konto des Getöteten mit dessen Bankomatkarte laut Anklage insgesamt 24.000 Euro behoben. Der 28-Jährige hat sich bisher nicht geständig verantwortet. Zunächst behauptete er, er habe sich mit dem Opfer am Reumannplatz getroffen, dann fehle ihm die Erinnerung. Er habe dann am 28. März in einer Wohnung den gefesselten Toten gefunden und "überlegt, wie er den Leichnam loswerde", wie in der Anklage aus einer polizeilichen Befragung des 28-Jährigen zitiert wird. Deswegen habe sich den Koffer besorgt.

Aussage verweigert

Zuletzt machte der Angeklagte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und hat sich nicht mehr zu den Vorwürfen geäußert. Sein Verteidiger Philipp Wolm hat auf APA-Anfrage keine Stellungnahme abgegeben. "Ich möchte ein anhängiges Verfahren nicht kommentieren", sagt Wolm am Donnerstag.

Wann die Causa vor einem Wiener Schwurgericht verhandelt wird, ist noch offen. Prozesstermin gibt es noch keinen. Für den Angeklagten geht es im Fall einer Verurteilung um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.

(APA/EC)

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