Wien: Schläge im Kindergarten

In Genitalbereich gezwickt?

(19.10.2022) Große Aufregung um einen Privatkindergarten in Wien. Eine Assistentin soll in Wien-Hietzing einen vierjährigen Buben mehrfach geschlagen und im Genitalbereich gezwickt haben. Die Eltern seien stutzig geworden, als die Einrichtung im Frühling dieses Jahres angerufen habe, dass sich das Kind Haare ausgerissen habe. Die Eltern zogen daraufhin laut "ZIB 2" und "Krone" (Mittwoch-Ausgabe) eine Therapeutin zurate, der sich der Bub anvertraute. Die Frau sei suspendiert worden, die Ermittlungen laufen.

Kind offenbart sich Therapeutin

Das Kind habe der Therapeutin erzählt, dass es von der Kindergartenassistentin geschlagen worden sei. "Und ich habe dann ihn gefragt, hat dir diese Assistentin weh getan? Und er hat mir gesagt, heute nicht", erinnerte sich die Mutter - die Familie möchte zum Schutz des Buben anonym bleiben - im "ZIB 2"-Interview. Die Schläge seien laut "Krone" ein Bestrafungsritual fürs In-die-Hose-Machen gewesen. Die Eltern habe daraufhin die Kindergartenleitung informiert, die sich hinter die Betreuerin gestellt habe. Dem ORF gegenüber sagte der Kindergarten, kein anderes Kind habe von Schlägen erzählt, außerdem hätte man den Vorfall der MA 11 (Amt für Jugend und Familie) gemeldet.

Kinderschutz geht vor

"Hier haben wir sofort den Kinderschutz sichergestellt, indem wir veranlasst haben, dass die Mitarbeiterin, die eine Assistentin ist, sofort aus dem Kinderdienst zu entfernen ist", sagte MA 11-Sprecherin Ingrid Pöschman im "ZIB 2"- Interview. Der Betreiber des Kindergartens ist ein gemeinnütziger Verein. Dessen Sprecher Robert Merker wurde in der "Krone" zitiert: "Die Mitarbeiterin wurde sofort freigestellt. Ich möchte betonen, dass die anderen Kinder traurig sind, dass sie nicht mehr da ist."

Staatsanwaltschaft ermittelt

Auch die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Ermittelt wird laut ORF wegen des Verdachts des Quälens und Vernachlässigens unmündiger Personen. Der Bub habe nachträglich auch erzählt, die Assistentin habe ihn in die Geschlechtsteile gezwickt. Die Ermittlungen könnten damit ausgeweitet werden, so Johannes Bügler, der Anwalt der Familie. "Der vorliegende Fall unterscheidet sich von ähnlich gelagerten Fällen, insbesondere dadurch, dass das Kind tatsächlich einen sexuellen Übergriff sehr bildhaft und sehr detailreich schildert und da, glaube ich, liegt die Latte jetzt doch sehr hoch zu sagen, hier stelle ich das Verfahren ein."

Vorfälle schon in der Vergangenheit

Der ORF zufolge soll es in dem Kindergarten bereits in der Vergangenheit Vorfälle gegeben haben. Kinder seien zum Aufessen und zum Mittagsschlaf gezwungen worden sein. Die MA 11 habe daraufhin die Kontrollen verstärkt und einen für die Eltern "verstörenden Bericht" erstellt, hieß es. Die MA 11 zog damals folgende Konsequenz, wie Pöschmann berichtete: "Wir haben die Obfrau sowie die Leiterin damals austauschen lassen und die Pädagogin hat von uns klare Vorgaben bekommen hinsichtlich Fortbildung und Supervision."

Untersuchungen der Staatsanwaltschaft

Die Stadt Wien will die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft abwarten, bevor möglicherweise weitere Konsequenzen gezogen werden. "Die Staatsanwaltschaft prüft noch. Solange das der Fall ist, kann die Behörde abseits dessen, dass sie die beschuldigte Assistentin sofort abgezogen hat, nicht viel machen", sagte Manfred Kling, Sprecher des für die Kindergärten zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) der APA.

(fd/apa)

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