Bevölkerungsschwund
Ohne Migration kein Wachstum
(16.07.2025) Das ist eine schwierige Kombination. Einerseits will man Zuwanderung einschränken, andererseits gibts ohne Migration kein Wachstum. Was nun? Die österreichische Bevölkerung wächst laut Statistik Austria weiterhin nur dank Migration. Insgesamt hatte 2024 mehr als ein Viertel der Bevölkerung Migrationshintergrund (erste und zweite Generation), seit 2015 stieg der Anteil der Migranten und Migrantinnen um rund 38 Prozent. Angesichts negativer Geburtenbilanzen würde die Bevölkerung ohne Zuwanderung langfristig auf das Niveau der 1950er-Jahre schrumpfen, geht aus den am Mittwoch präsentierten Daten hervor.
Präsentiert wurde das Statistische Jahrbuch Migration & Integration 2025 im Kanzleramt von Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) und Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria. Im Durchschnitt des Jahres 2024 lebten demnach rund 2,51 Millionen Personen mit Migrationshintergrund in Österreich. Umfasst sind hier die Personen "erster Generation" (im Ausland Geborene) sowie jene "zweiter Generation" (in Österreich Geborene, beide Elternteile im Ausland geboren). Damit betrug der Anteil von Personen mit Migrationsanteil im Jahr 2024 27,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gegenüber 2015 (1,81 Millionen) bedeutet dies einen Zuwachs um etwa 696.100 Personen bzw. 38,4 Prozent.
Wachstum ausschließlich durch Migration
"Migration ist ein zentraler Punkt für die Bevölkerungsentwicklung in Österreich - diese wächst seit vielen Jahren ausschließlich durch Migration", sagte Marik-Lebeck bei der Präsentation des Berichts. Derzeit gäbe es in Österreich "etwas mehr Sterbefälle als Geburten, das heißt, die Zuwanderung ist ein zentraler Punkt für die Entwicklung Österreichs."
Auch richtete er einen Blick in die Zukunft: Inklusive zu erwartender Migrationsbewegungen rechnet Marik-Lebeck mit einer Überschreitung der Zehn-Millionen-Einwohner-Grenze im Jahr 2069, im Jahr 2080 erwartet die Statistik Austria einen Bevölkerungsstand von 10,2 Millionen (+11 Prozent gegenüber 2024). Ohne Migration würde demnach die Bevölkerung stark schrumpfen - und zwar auf 6,9 Millionen (-24 Prozent gegenüber 2024), womit man wieder beim Stand von 1950 wäre.
In Österreich Geborene sehen Zusammenleben kritischer
Abgefragt wurde für das Jahrbuch auch die Bewertung des Zusammenlebens. Dabei zeigt sich, dass die Kritik unter den in Österreich Geborenen seit 2022 stark anwuchs: Während damals nur 25,1 Prozent diesen Punkt als "eher schlecht/sehr schlecht" bewerteten, sahen dies 2025 bereits 46,2 Prozent so kritisch. Nur 20,9 Prozent bewerteten das Zusammenleben zuletzt als "sehr gut/eher gut". Deutlich besser schätzen Zugewanderte das Miteinander zwischen Österreicherinnen und Migranten ein. 57,9 Prozent sehen es als "sehr gut" oder "eher gut", nur 13,7 Prozent als "eher schlecht/sehr schlecht".
Scharfe Kritik kam von der FPÖ. "Der heute präsentierte Integrationsbericht durch ÖVP-Integrationsministerin Plakolm ist nichts anderes als ein dokumentiertes Schuldeingeständnis der gescheiterten Migrationspolitik - und insbesondere des Scheiterns der ÖVP", sagte Sicherheitssprecher Gernot Darmann in einer Aussendung. "Die offenkundigen Missstände, die durch Jahre unkontrollierter Massen-und Messerzuwanderung entstanden sind, werden von der Verlierer-Regierung und allen voran der ÖVP nicht beseitigt, sondern ausschließlich verwaltet." Die Österreicher würden aber keine Statistikshow erwarten und verdienen, sondern einen "sofortigen Kurswechsel". Die ÖVP sei nicht Teil der Lösung, "sondern das eigentliche Problem": "Wer hunderttausende Menschen ins Land lässt, ihre Integration als alternativlos verklärt und Rückführungen verweigert, darf sich nicht wundern, wenn sich die Stimmung der Bevölkerung gegen sie richtet", so der FPÖ-Abgeordnete.
(fd/apa)