Polit-Coachings mit Steuergeld?
Ganz normal in Österreich
(26.06.2025) Während die Regierung der Bevölkerung mit einem harten Sparpaket begegnet, sorgen Enthüllungen über kostspielige Coachings bei Spitzenpolitikern für Schlagzeilen – und Kopfschütteln, wie die "Krone" berichtet. Allen voran: SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler und die grüne Ex-Justizministerin Alma Zadić.
Andreas Babler, der über Umwege und eine innerparteiliche Odyssee vom Bürgermeister in Traiskirchen zum Vizekanzler aufstieg, sieht sich erneut in der Kritik. Diesmal geht es um eine Ausgabe von 6000 Euro für ein Mediencoaching durch eine externe Agentur – trotz eines beachtlichen Stabs von 20 PR-Mitarbeiter:innen in seinem Büro.
Muss nicht sein
Ein einzelner TV-Auftritt war der Anlass für das kostspielige Briefing. Im Parlament beschließt Babler unterdessen Sparmaßnahmen, die Rentner, Familien und Menschen mit Behinderungen treffen. Die Diskrepanz zwischen dem Spardruck nach außen und der großzügigen Selbstbedienung im Inneren stößt auf harsche Kritik. In Kommentaren wird bereits von einem „Kasperl der Woche“ gesprochen – mit der Frage: "Wenn jemand nicht kommunizieren kann, warum wird er dann Politiker?" Besonders pikant: Die Agentur, die Babler briefte, gilt als SPÖ-nah – ein Detail, das die Debatte zusätzlich auflädt.
Doch auch grüne Politikerin Alma Zadić, heute auf der Abgeordnetenbank, gerät nun ins Visier. In einer parlamentarischen Anfrage wollte sie ursprünglich Bablers Coaching-Ausgaben kritisieren – doch dabei wurde sie von der eigenen Vergangenheit eingeholt.
Selber gecoacht worden
Denn auch in ihrer Zeit als Justizministerin wurde externes Coaching in Anspruch genommen – für satte 27.000 Euro, um hohe Beamte auf Auftritte vor dem U-Ausschuss vorzubereiten. Das geht aus Dokumenten aus dem Jahr 2022 hervor. Brisant: Auch damals engagierte das Ministerium dieselbe SPÖ-nahe Agentur, die jetzt Babler briefte.
„Coachings sind an sich nichts Verwerfliches“
Die damalige Verteidigung? „Coachings sind an sich nichts Verwerfliches“, sagte Zadić der Krone. Sie selbst habe allerdings kein Coaching in Anspruch genommen. Dennoch wirft gerade der Umstand, dass hochrangige Jurist:innen wie ein Sektionschef vor einem Untersuchungsausschuss gebrieft werden müssen, Fragen auf – schließlich kennen sie den Begriff Wahrheitspflicht besser als die meisten.
Zadić betont heute: „In Zeiten, in denen die Bevölkerung von einem massiven Sparpaket betroffen ist, scheint es überschießend, dass etwa Vizekanzler Babler über 6000 Euro für die Vorbereitung eines einstündigen Medientermins ausgibt.“ Doch gerade diese Aussage macht ihre eigene Vergangenheit umso unbequemer – und lässt den Eindruck entstehen: Wer in der Politik mit dem Finger zeigt, sollte zuvor in den Spiegel schauen.
(fd/krone)