Trinkgeld besteuern?
Geht's nach dem Finanzminister
(24.06.2025) Die Debatte um die Abgabenpflicht auf Trinkgeld wird heiß geführt – und jetzt schaltet sich auch SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer ein. In einem Interview mit der "Krone" (24.06.2025) spricht er sich klar gegen eine Sozialversicherungsbefreiung von Trinkgeldern aus – und stellt sich damit gegen Teile seiner eigenen Partei.
Streit um Trinkgeld-Abgaben flammt neu auf
Trinkgeld ist für viele Gastronomie-Mitarbeiter ein wesentlicher Teil des Einkommens – und emotional aufgeladen. Aktuell ist es in Österreich sozialversicherungspflichtig. Während es früher schwer überprüfbar war, wird es durch Kartenzahlungen und digitale Kassensysteme zunehmend sichtbar – und somit nachprüfbar. Nach Medienberichten über hohe Nachforderungen durch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) fordern nun viele eine gesetzliche Änderung. Sowohl die Wirtschaftskammer als auch mehrere Landeshauptleute – etwa Johanna Mikl-Leitner (ÖVP, NÖ) sowie Hans Peter Doskozil und Peter Kaiser (beide SPÖ) – machen sich für eine Abgabenbefreiung stark.
Im Krone-Interview zeigt sich Finanzminister Marterbauer unbeeindruckt. Er widerspricht offen der Linie seiner Parteikollegen und warnt vor den Folgen einer Abgabenfreiheit:
„Worum es geht, ist die Sozialversicherungsbeitragsbefreiung. Da sage ich Nein, weil das heißt, den Leuten Versicherungsansprüche in der Pension oder bei Arbeitslosigkeit wegzunehmen.“
Er verweist auf die ohnehin niedrigen Einkommen in Gastronomie und Hotellerie – da sei jeder Euro entscheidend. Laut Krone befürchten Kritiker aus der Wirtschaftskammer hingegen lediglich einen Verlust von rund 14 Euro Pensionsleistung im Monat – aus ihrer Sicht vernachlässigbar.
Marterbauer sieht das anders
„In dieser Branche kommt ohnehin wenig Pension heraus. Da geht es um jeden Euro, der den Lebensstandard im Alter sichert.“
Branche kontert: „Trinkgeld ist Wertschätzung"
Deutlichen Gegenwind bekommt der Finanzminister von Alois Rainer, dem neuen Sprecher der Gastronomie. Für ihn ist klar:
„Es geht um das vom Gast persönlich geschenkte Geld – als Zeichen der Wertschätzung für den täglichen Einsatz.“
Versprechen wie „20 Euro mehr Pension in 40 Jahren“ seien wenig motivierend für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seine Forderung an die Politik:
„Bitte in dieser Diskussion die Ideologie dem Pragmatismus weichen lassen.“
Balanceakt zwischen Fairness und Vorsorge
Die Frage, ob Trinkgeld künftig von Abgaben befreit werden soll, ist noch offen – aber die Fronten sind klar: Während viele in der Branche eine Entlastung fordern, bleibt der Finanzminister hart. Was für die einen Anerkennung ist, ist für die anderen Teil des sozialen Sicherungssystems.
(krone/fd)