Der Fall Amanda Knox

Wegen Verleumdung verurteilt

(05.06.2024) Die italienische Justiz bekommt nicht genug und bleibt hart. Die US-Bürgerin Amanda Knox, die im Zusammenhang mit einem Mordfall in Italien vor Jahren für Schlagzeilen sorgte, ist heute erneut der Verleumdung schuldig gesprochen worden. Ein Gericht in Florenz bestätigte in einem neu aufgerollten Verfahren im Beisein von Knox die frühere Verurteilung zu einer dreijährigen Haftstrafe.

In dem Verfahren ging es nicht direkt um den Mordfall von 2007, in dem Knox letztlich freigesprochen worden war, sondern um die fälschliche Anschuldigung eines Barbesitzers. Nach dem Urteil brach Knox, die mit ihrem Ehemann im Gerichtssaal anwesend war, in Tränen aus. "Ich hatte mit einer Verurteilung nicht gerechnet, ich bin sehr enttäuscht", sagte Knox, die mit ihrem Ehemann den Justizpalast in Florenz verließ.

Knox und ihrem Ex-Freund Raffaele Sollecito war vorgeworfen worden, die britische Studentin Meredith Kercher getötet zu haben, deren Leiche Ende 2007 in ihrem Schlafzimmer in der mittelitalienischen Stadt Perugia entdeckt worden war. Der Fall hatte weltweit Aufsehen erregt. Sollecito und Knox wurden 2009 zu langen Haftstrafen verurteilt, dann aber 2011 freigesprochen. Knox kehrte in die USA zurück. Der Fall ging durch weitere Instanzen, beide wurden erneut verurteilt, das Oberste Gericht Italiens sprach sie aber im März 2015 endgültig frei.

Justiz Hickhack

Die Amerikanerin wurde jedoch wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt. Mit dem neuen Prozess in Florenz wollte sie ihre Unschuld beweisen. Bei der Einvernahme nach ihrer Festnahme nach dem Mord hatte Knox einen kongolesischen Barmann, Patrick Lumumba, der in Perugia arbeitete und den sie kannte, des Mordes beschuldigt. Die dreijährige Haftstrafe wegen Verleumdung hatte die Amerikanerin aber bereits unter Anrechnung der U-Haft abgesessen. Sie war 2011 nach insgesamt vierjähriger U-Haft wieder in die USA zurückgekehrt. "Amanda Knox ist kein Opfer, sondern eine Verleumderin", sagte der Anwalt von Patrick Lumumba, Carlo Pacelli, nach der neuen Verurteilung am Mittwoch. Lumumba war bei der Anhörung nicht anwesend.

Was wirklich passiert ist, bleibt im Dunkel

Der einzige rechtskräftig Verurteilte wegen des Mordes an der Austauschstudentin ist der gebürtige Ivorer Rudy Guede, der als Adoptivsohn eines italienischen Paares seit seinem sechsten Lebensjahr in Perugia gelebt hatte. Er war im Oktober 2008 nach einem Schnellverfahren zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Nach der Berufung wurde das Strafmaß auf 16 Jahre reduziert. Die Ermittler waren sich einig, dass er nicht allein gehandelt haben konnte. Guede ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.

(fd/apa)

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